Mit dem Nachlass von Johannes Molzahn (1892-1965) erweitert VAN HAM Art Estate sein Portfolio um eine außergewöhnliche Position der Klassischen Moderne bis frühen Nachkriegsmoderne. Seine mechanistischen Darstellungen, in denen er aus rhythmisch gegliederten Linien, Farbflächen und typografischen Elementen figurative Szenerien schafft, verbinden souverän die konträren Welten von Abstraktion und Figuration.
Nach einer Fotografenlehre und Unterricht an der Großherzoglichen Zeichenschule in Weimar 1904-1907 führen ihn frühe Wanderjahre in die Schweiz, wo er sich dem Künstlerkreis um Otto Meyer-Amden anschließt. Es folgen Kontakte zu Oskar Schlemmer, Johannes Itten und Willi Baumeister, die seine künstlerische Entwicklung hin zu einem mystisch-kosmologisch geprägten Expressionismus maßgeblich beeinflussen.
Der Erste Weltkrieg unterbricht diese frühe künstlerische Entwicklungsphase und zwingt Molzahn zur Rückkehr nach Deutschland und zum Kriegsdienst. Während seiner Zeit an der deutsch-dänischen Grenze knüpft er auch neue Kontakte zu Georg Muche und Herwarth Walden, in dessen „Sturm“-Galerie er seit 1917 regelmäßig ausstellt. Die Arbeiten dieser Zeit zeigen unter dem Einfluss kubistischer und futuristischer Gestaltungsprinzipien eine zunehmende Hinwendung zur Abstraktion, bleiben jedoch bis auf wenige Ausnahmen stets dem Gegenstand verbunden.
Nach dem Krieg kehrt Molzahn nach Weimar zurück und sein Atelier wird zum lokalen Zentrum progressiver Künstler, mit engen Kontakten zur Berliner „Novembergruppe“ und dem „Arbeitsrat für Kunst“. Seine Bestrebungen einer Erneuerung der Künste kulminieren in einem „Manifest des absoluten Expressionismus“, welches er in Waldens Zeitschrift „Der Sturm“ veröffentlicht.
In den 1920er Jahren widmet er sich verstärkt der Werbegrafik und erhält unter anderem Aufträge für die Fagus-Werke in Alfeld oder den Folkwang/Auriga-Verlag. Niemand geringerer als Bruno Taut beruft ihn 1923 als Lehrer für Werbegrafik, Satz, Druck und Lithografie an die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg. 1928 folgt die Berufung durch Oskar Moll als Professor für Grafik an die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau. Molzahn knüpft während der 1920er Jahre zahlreiche wichtige Künstlerfreundschaften und stellt unter anderem mit El Lissitzky, Georg Muche, Carl Krayl und Piet Mondrian als „ZZ-Gruppe“ Werke aus, die eine progressive Ästhetik propagieren und von biomorphen, figurativen Formen geprägt sind.
Die Nationalsozialisten entheben Molzahn 1933 umgehend des Amtes und zeigen sein Werk in der Folgezeit in zahlreichen Präsentationen mit von ihnen sogenannter „Entarteter Kunst“. 1938 gelingt die Emigration nach Seattle, Washington, wo er zunächst als Professor im Art Department der University of Washington, seit 1943 an der School of Design (Kleines Bauhaus) in Chicago und ab 1947 an der New School for Social Research in New York lehrt. Während seiner Zeit in Amerika verändert sich sein Stil hin zu einer von transzendentalen Raumvorstellungen und religiösen Inhalten geprägten Malerei.
Eine Europareise 1958 führt schließlich zum Entschluss, 1959 mit seiner zweiten Frau Loretto Molzahn nach Deutschland zurückzukehren. 1965 wird Molzahn zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin ernannt, verstirbt jedoch im gleichen Jahr. Seit 1994 verwaltet das Johannes-Molzahn-Centrum®, Kassel, den künstlerischen Nachlass und übergibt diesen nun für das weitere Management an VAN HAM Art Estate.